2017 das Cecilia-Jahr (Teil 3)

Verfasst am 17. August 2017.

Der königliche Männerchor Cecilia 1837 Vaals feiert in diesem Jahr sein 180-jähriges Bestehen.

In einem Interview mit unserem Dirigenten Emmanuël Pleijers, zu Hause in seinem belgischen Wohnort Plombières, offenbart sich mir ein sehr vielseitiger Gesprächspartner. Vielseitig als Musiker, dem aber auch eine Reihe anderer Fähigkeiten zu eigen sind. Der Schwerpunkt liegt natürlich auf der Musik, in all ihren Facetten und Formen

Emmanuël wuchs in Noorbeek auf, wo sein Vater Gieliam Organist sowie Dirigent des Kinder-und gemischten Kirchenchores war. Bereits in jungem Alter saß er nebem seinem Vater auf der Orgelbank und lauschte den kirchlichen Aufführungen des Chores. Mit sechs Jahren erhielt er seinen ersten Klavierunterricht von seinem Vater, der ihn später weiterschickte zu Frau Sijstermans, Klavierlehrerin in Gulpen. In der Familie Pleijers war Musik nahezu täglich das beherrschende Thema am Küchentisch, u.a. sang seine Mutter ebenfalls in einem gemischten Chor. Nach seinem Fachabitur mit hervorragenden Noten in Chemie und Biologie, mit großer Vorliebe für die Chemie, wäre ein Chemiestudium an einer technischen Hochschule der nächste logische Schritt gewesen. Aber als Emmanuël im Alter von 17 Jahren gefragt wurde, aufgrund verschiedener Umstände den Leiter des Chores von Reijmerstok zu ersetzen, gab es eine Veränderung, die sich für seine weitere Karriere entscheidend erwies. Das Dirigieren hatte ihn so fasziniert, daß er sich nicht scheute auf sein Chemiestudium zu verzichten, und sich für eine Ausbildung am Konservatorium entschied. Er war sich nun sicher kein Chemiker sondern Musiker werden zu wollen.

Hoch motiviert begann er am Konservatorium Maastricht in einem Vorbereitungsjahr mit einer Klavierausbildung ( daher sein ausgezeichnetes Klavierspiel ). Danach folgte er dem Studiumzweig Chor-und Orchesterleitung bei Jos Besselink sowie Anton Kersjes, in Kombination mit Kirchenmusik und Gregorianisch bei Prof. Anton Kurris. Nach dem Studium in Maastricht setzte er seine Ausbildung bei Roger Rossel am Konservatorium in Lüttich fort, daher sein fließendes Französisch, was uns bei Proben von französischem Liedgut sehr zugute kommt. Wer Emmanuël kennt weiß daß er ein Perfektionist ist, es kann immer besser, darum zeichnete er auch für weitere Kurse Chorleitung bei Kurt Thomas in s'Gravenhage.

Nach seinem mit Erfolg abgeschlossenen Studium arbeitete er als Dirigent bei verschiedenen Ensembles und Chören. Es folgten Choreinstudierungen für das LSO, den Großen Rundfunkchor, u.a. von Mozart's Requiem für Jaap van Zweden sowie Haydn's Schöpfung für Frans Brüggen. Er war Chorleiter bei der Opera Zuid und Dozent Chorleitung an diversen Musikschulen.
An der “Opéra Royal de Wallonie“ assistierte er Patrik Barton bei La Traviata und Don Pasquale.

Auf die Frage nach seinen Lieblingskomponisten gab es keine Zweifel, entschieden nannte er hier Bach, Bruckner und Palestrina. Was Chormusik betrifft darf Verdi natürlich auch nicht fehlen, darüberhinaus reizt die Suche nach unbekanntem und neuem Repertoire. Beseelung findet er in geistiger Musik, mehrstimmigen Messen und Oratorien, die Verbindung von Musik und Text vermittelt einen besonderen Tiefgang. Überraschend ist allerdings auch seine Vorliebe für die Jazzmusik.

Heute hat Emmanuël die musikalische Leitung von 4 Chören, das sind die Heerlense Oratorium Vereniging, der Koninklijk St. Ceciliakoor Heer-Maastricht, der Sittardse Mannenkoor “ Si-tard “ und der Vaalser Koninklijk Mannenkoor Cecilia.

Emmanuel berichtet über das Gründungsjahr 1837 des KMK Cecila und erzählt, daß in diesem frühen 19. Jahrhundert erste Amateur-Männerchöre entstanden ( mit Nachdruck auf Amateur ), in Deutschland in Form von Liedertafeln, in England als sogenannte Glee Clubs. Anfänglich waren das kleine Gruppen von 4 – 6 Sängern, die um einen Tisch saßen. Später kam dann die Erweiterung zu einem größeren Chor.
Das Repertoire bestand hauptsächlich aus Werken der Komponisten Franz Schubert , Friedrich Silcher ( der Lindenbaum /Am Brunnen vor dem Tore ), Felix Mendelssohn, Robert Schumann und Hans Georg Nägeli, also frühromantischer Musik. Es waren vor allem die großen Städte in Deutschland und Frankreich die einen Männerchor hervorbrachten. Das bedeutet daß Vaals sich außerordentlich früh einfügte in die Reihe mit z.B. Berlin, Dresden und München.

In seiner Laufbahn als Dirigent waren die Aufführungen von Verdi's Requiem und der Matthäus Passion ungewöhnliche und beeindruckende Konzerte. Die nächste Herausforderung sieht er im “Reqiuem von Auschwitz“ vom Vaalser Komponisten Roger Moreno-Rathgeb, das auf dem Programm steht für 2018 mit KMK Cecilia Vaals, Heerlense Oratoriums Vereniging, 4 Solisten und dem Begleitorchester “Ensemble Conservatoire “, im Stadttheater Heerlen.
Zukünftige Herausforderungen sieht er um Motetten von Mendelssohn und Chorwerke von Diepenbrock mit KMK Cecilia einzustudieren, und zusammen mit einem Sinfonieorchester auffzuführen.

Geistliche Musik aber auch die traditionelle Deutsche Romantik erfreuen sich weiterhin seiner Aufmerksamkeit. An Motivation mangelt es nicht, viele Bearbeitungen von Chormusik entstammen seiner Hand. Von seinem größten Hobby machte er seinen Beruf, nämlich „ Musiker “.

Doch erfreut sich Emmanuël noch anderer Hobbys. Seine Vielseitigkeit kommt in seinem Haus zum Ausdruck, daß er zusammen mit seiner Frau Sareanne vollständig selbst gebaut hat, vom Keller bis zum Schornstein. Maurerarbeiten, alle technischen Installationen, nachhaltige und baubiologische Lösungen sowie zahlreiche andere Arbeiten waren ihm nicht zuviel. Seine Perfektion kommt in jeder Ecke des Hauses zum Ausdruck.
Emmanuël ist ein Outdoor-Mensch der seine Gartenarbeit genießen kann, aber seine freie Zeit auch gerne mit Wanderungen in der Natur verbringt. Er ist auch Liebhaber von Kochen und Backen.
Emmanuël Pleijers ist nicht nur als Dirigent sondern auch als Mensch eine inspirierende Persönlichkeit. Gut und beruhigend daß er schon 12 Jahre unser musikalischer Leiter ist.
J.F.

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