2017 das Cecilia-Jahr (Teil 2)

Verfasst am 04. März 2017.

Der königliche Männerchor Cecilia 1837 Vaals feiert in diesem Jahr sein 180-jähriges Bestehen.

Ist eine Jubiläumsfeier geplant, kann das inspirierend wirken für die ganze Vereinigung, und jeder ist bereit zum Erfolg eines solchen Festes beizutragen. Aktivitäten im Rahmen eines Jubiläums sind auch auf die Kontinuität im Hinblick auf die Zukunft förderlich.

So auch bei dem Koninklijk Mannenkoor Cecilia 1837 Vaals. Beispielloses Engagement und Hingabe von Vorständen, Festkommissionen, Ehrenkomitees, aber auch die Zusammenarbeit mit der lokalen Bevölkerung haben einige Vereinsfeste ermöglicht. Inspirierende Ideen, oft aus den eigenen Reihen, drückten ihren Stempel auf die verschiedenen Jubiläumsfeiern.

Einer Bestandsaufnahme zufolge stellt sich aber heraus daß beinahe nichts bekannt ist vom 25-, 50- oder 75- jährigen Bestehen des Chors. Allerdings existiert ein Kassenbuch, das älteste Dokument des Vereins, worin in schwungvoller Schrift die Einkünfte und Ausgaben seit dem Gründungsjahr 1837 bis 1941 notiert sind. Die Handschriften des vormaligen Schatzmeisters bewiesen einen hohen Grad an Schriftkunst.
Aus der Geschichte des Vereins zeigt sich daß verschiedene Währungen verwendet wurden, nämlich bis zum Jahr 1888 der Thaler, mit Groschen und Pfennigen, danach die Reichsmark mit Pfennigen, und später dann der Gulden mit Centen.
Die niedrigen Buchungen im Kassenbuch lassen vermuten daß das Silberjubiläum im Jahr 1862 auf eine schlichte Weise gefeiert wurde. Es gibt auch keine Details zu den Festlichkeiten. Der Chor bestand damals aus 29 Sängern.
Während des 50-jährigen Jubiläums 1887 fanden mehrere Konzerte statt, u.a. am 21. und 22. August. Mit einem Überschuß von 22 Thalern, 10 Groschen und 17 Pfennigen wurde das goldene Jubiläum abgeschlossen.
Das 75-jährige Bestehen in 1912 wurde am Wochenende vom 31. August bis 2. September gefeiert. Das Programm erwähnt u.a. einen Volkslieder-Abend sowie eine Tombola mit 500 Losen.
Der Präsident der Harmonie St. Cecilia Vaals, Edouard Manns, hielt am Festabend eine wohlbedachte Rede, und bot eine mehrstimmige Messe an.
Nebem dem Ertrag von 38,50 Reichsmark aus dem Volkslieder-Abend, registriert das Kassenbuch eine extra Ausgabe von 2,10 Reichsmark für 50 Zigarren. Für wen diese Zigarren bestimmt waren bleibt ein Rätsel, oder war es eine Belohnung für die Sänger ? Der Festsaal war demnach wohl in blauen Dunst gehüllt. Da der Ausgabenposten “ Zigarren “ auch in den folgenden Jahren vorkommt, scheint es in der Tat eine Form von Wertschätzung für die Leistungen der Sänger und Solisten gewesen zu sein.
Während einer Vorstandssitzung am 9. Dezember 1936 wurde beschlossen, ein “Festbuch“ herauszugeben, anläßlich des 100-jährigen Bestehens in 1937. “Dieses sollte aber in holländischer Sprache verfasst werden“, so wurde beschlossen. Eine Redaktion aus Chormitgliedern wurde gebildet, bestehend aus den Herren Jos. Lennartz, Joh. Labriaire, Jos. Colette und Wilh. Larik. Der Lehrer J. Deckers aus Vaals erklärte sich bereit, Texte aus dem Deutschen ins Niederländische zu übersetzen.
Viele Informationen finden wir zurück in dieser prächtigen Chronik “ MGV St. Cecilia Vaals - Ein Jahrhundert von Leben und Arbeiten in Wort und Bild “. Ein Buch von 100 Seiten, in dem u.a. allein 80 Vaalser Unternehmer in Anzeigen auf meist originelle Weise auf ihre Produkte aufmerksam machten. Die Inserenten trugen hiermit zu einer willkommenden finanziellen Unterstützung der Festlichkeiten bei. Es bestand eine lebendige Unternehmensklasse auf die sich die lokalen Vereine verlassen konnten. Mit Wehmut blicken wir auf diese Zeiten zurück.
Wie anders ist es Anno 2017 mit den Supermarktketten die kein Verlangen zeigen, geschweige denn eine Brücke bauen zu den lokalen Vereinigungen.
Originelle Werbeanzeigen wie z.B. Groothandel H.H. Thijssen Koperstraat: Spezielle Adresse für Milchpulver der Marke “ Kruiwagen “. Oder die der kommunalen Betriebe: Mit Strom von 4 Cent pro Kilowattstunde können Sie vorteilig beleuchten, erwärmen, bügeln oder Wasser kochen.
In dieser Chronik bezeugen Bürgermeister H.J. Rhoen, Pastor S.H. Schneiders sowie die Pater der Redemptionisten ihre Sympathie, Anerkennung und Glückwünsche für den Chor.
Das Programm zum 100-jährigen Bestehen erwähnt, u.a., am Samstag 7. August einen “ Herrenabend “ , mit wohlwollender Unterstützung durch die “ Harmonie St. Cecilia “, “ MGV Liedertafel “, “ Gemischter Chor “, sowie der drei lokalen Turnvereine. Dieser Festabend wurde im Vaalser Gemeinschaftshaus ( Fam. Gillissen ) an der Maastrichterlaan Nr. 47 veranstaltet. Es wurde nicht nur musiziert, auch die lokalen Turnvereine wirkten aktiv mit mit ihren “ Brückenübungen “. Der “ Fluit-en Tambourkorps St. Jozef Vaals “ nahm ebenfalls teil mit einem Zapfenstreich.
Während der Jubiläumsmesse am 8. August 1937 führte der Kirchenchor “ St. Cecilia Bleijerheide “ unter der Leitung von Pater Gardiaan die vierstimmige Messe “ Missa in honorem sanctie Judae Thaddaei “ von Felix Knubben ( 1880-1934 ) auf. Diese Messe ist auch heute noch im Repertoire des Chores zu finden.
Auf Initiative der in Schweden wohnhaften Witwe des Komponisten Knubben, wurde diese mehrstimmige Messe durch KMK Cecilia am 1. Mai 1977 in der St. Pauluskirche Vaals aufgeführt. Am 16. Oktober gab es eine weitere Aufführung in der Pfarrkirche St. Paul zu Aachen, im Beisein der Ehefrau Theresa Kubben nebst Kindern und Familienangehörigen. Diese feierliche Eucharistiefeier wurde durch Radio WDR 1 übertragen. Der Chor stand unter der Leitung von Peter Kokkelmans.
Im Rahmen des Jubiläums sang KMK Cecilia selbst am 19. September 1937 in der Pfarrkirche Vaals die vierstimmige Messe “ Aeterna Christie Munera “ von Palestrina, unter der Leitung von Herrn Ed. Knittel. Diese Messe wurde durch den Niederländischen Rundfunk KRO ausgestrahlt.
Nicht weniger als 23 Vaalser Verbände nahmen am großen Festumzug teil. Gleichzetig gab es ein großes Angebot an Amusement für das Volk.
Im Vaalser Anzeiger Nr. 45 von 1937 lesen wir: Selbstverständlich fehlen auch nicht die beliebten Volksbelustigungen, denn diese Nachmittagsfeier ist ja hauptsächlich als Volksfest vorgesehen.
Die Fest-Besucher finden daselbst: das Glücksrad, den Hoppla (geheugenspel voor kinderen), Preisschiessen, Preiskegelen, Pfeilwerfen usw. Alles in allem werden den Besuchern einige genussreiche Stunden bevorstehen. An allen Abenden wird der Festplatz (Pastoorsweide) feenhaft illuminiert sein. Der Eintrittspreis ist auf 10 Cts. festgesetzt.
Fazit: Auch ohne TV und I-Pad wußten die Leute sich zu amüsieren, familiäre Bindungen und Gemütlichkeit im Vereinsleben waren eine wichtige Lebensader.
Wie aus der Bekanntmachung ersichtlich, bittet der jubilierende Verein die Vaalser Bürgerschaft um Beflaggung der Häuser während der Festlichkeiten des 100-jährigen Bestehens.

Auf glanzvolle Weise nahm das Jubliäum 1937 Gestalt an und zog die gesamte Bevölkerung bei diesem Ereignis in ihren Bann. Vaals ein Meer von Flaggen, auf jeden Fall ein fantastischer Anblick.

Bedeutend und umfangreich ist die Information über dieses 100-jährige Gründungsfest im Jahr 1937. Der Wert der Chronik “ Ein Jahrhundert “ und andere Ausgaben von Chroniken und Festschriften sind immens wichtig für die historischen Aufzeichnungen des Vereins. Auch Publikationen im Vaalser Anzeiger ( Vorläufer des Vaalser Weekblads ) sind von unschätzbarer historischer Bedeutung.

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